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Fit für den Frühling – Fahrradanhänger-Service

von Tom

Der Winter war wieder einmal viel zu lang, und obwohl ich mir dieses mal vorgenommen habe den Anhänger nach jeder Ausfahrt zu reinigen (haha) hat sich doch einiges an Straßenstaub, Matsch und Salzkruste außen und innen am Anhänger angesammelt. Im Winter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist es wirklich schwer mühsam draußen zu stehen und mit Seifenwasser den Familientransporter zu putzen. Blöd: Das Salz ist leider ziehmlich agressiv zum Material und lässt besonders Metalle ordentlich korrodieren. ABER: Jetzt ist der Frühling da und der Winterdreck muss weg!

Was brauchts für den Frühlingsputz?

  • Eimer mit milder Seifenlauge (Warmes Wasser und ein paar Tropfen biologisch abbaubares Spülmittel oder noch besser natürliche Seife)
  • Einen alten Waschlappen oder weichen Schwamm (keinen Topfreiniger!)
  • Eine alte Zahnbürste für die engen Stellen
  • Klares Wasser zum Abspülen
  • Ein weiches Baumwolltuch zum Trocknen (z.B. ein altes T-Shirt)
  • Hartwachs oder WD40 zum Schutz der Metallteile (optional, bleibt dann länger sauber)
  • ggf. umweltfreundliches Imprägniermittel (z.B. von Nikwax, oder seblstgemacht mit essigsaurer Tonerde)
  • optional, aber sinnvoll: Putzhandschuhe

Und für die Wartung?

  • Inbusschlüssel-Set (oder Fahrradmini-Tool)
  • ggf. Torx-Schlüssel-Set
  • ggf. Maulschlüsselset oder Rollgabelschlüssel
  • Drehmomentschlüssel (optional, aber extrem nützlich)
  • Schraubensicherung mittelfest (z.B. von LiquiMoli, die hat IMHO ein wesentlich besseres Preis-Leistungsverhältnis als viele bekanntere Produkte)
  • Luftpumpe
  • ggf. WD40 oder Caramba

Schritt 1: Gründlich Abspülen

Zunächst geht es dem groben Dreck an den Kragen. Den bekommt ihr am besten gut eingeweicht weg. Das klappt gut mit dem Gartenschlauch (Achtung: nur weicher Wasserstrahl ohne Düse!) oder mit einem Schwamm und einem Eimer. Warmes Wasser ist hier hilfreich aber kein Muss.

Schritt 2: Mit Seifenlauge waschen.

Als nächstes reinigst Du den Anhänger mit dem Waschlappen oder Schwamm und der Seifenlauge. Achte auch hier darauf, dass Du auf dem Gewebe nicht zu stark reibst, das beschädigt evtl. das Textil. Mit der Zahnbürste kannst Du die Ritzen und die Speichen bearbeiten.

Schritt 3: Mit klarem Wasser nachspülen

Zum Schluss muss natürlich die Seife und der gelöste Schmutz wieder runter vom Anhänger. Eimer oder Schlauch, aber wenig Druck. Jetzt sollte jeder Salzkristall, jedes Schmutzkrümelchen und jeder Fettfleck verschwunden sein. Fast Fertig. Trocknen lassen. Pause.

Schritt 4 (optional): Imprägnieren

Wenn Du beim waschen gemerkt hast, dass das Textil deines Anhängers nicht mehr wasserdicht ist, kann eine Imprägnierung helfen. Diese sorgt dafür, dass das Wasser besser an der Oberfläche abperlt und bietet meist auch einen UV-Schutz fürs Material. Leider enthalten viele Imprägniersprays reichlich gesundheits- und umweltschädliche Stoffe, und so können wir bis auf wenige Ausnahmen eigentlich keines empfehlen. Meine persönliche Wahl fällt auf Nikwax*, die stellen z.B. umweltfreundliche Imprägniermittel für Funktionsstoffe her.

Eine natürliche Alternative ist die Imprgnierung mit essigsaurer Tonerde*. Hierzu mischst du einfach essigsaure Tonerde im Verhältnis 1:1 mit Wasser und bringst es mit einem Schwamm oder weichen Tuch auf die Textilteile des Anhänger aufbringen und trocknen lassen.

Das Imprägnieren mit dem Schwamm eignet sich bestens um die Außenhülle eures Anhängers auf Beschädigungen und Fehler zu überprüfen, sodass ihr mögliche Sollbruchstellen früzeitig erkennen und gegensteuern könnt.

Schritt 4.5 (optional): Wachsen und Polieren

Nachdem Du deinen Anhänger jetzt mit viel Wasser und Schweiß sauber gemacht hast, lohnt es sich darüber nachzudenken, den Rahmen mit Carnuabawachs* zu behandeln und polieren. Im Prinzip geht jedes Lackschutzwachs, es sollte allerdings frei von künstlichen Zusätzen sein. Immerhin transportiert ihr im Anhänger nachher wieder eure Zwerge. Das Wachsen lässt Wasser besser abperlen und Dreck schlechter haften. So habt ihr länger etwas von eurer Putzorgie und konserviert euer Gefährt vor den Einwirkungen der Elemente.

Ähnlich wie beim Imprägnieren geht ihr beim Wachsen und Polieren auf Tuchfühlung mit dem Rahmen, sodass ihr Rost, Beschädigungen und Risse leicht und frühzeitig erkennen könnt. Es lohnt sich also auch beim meditativen Polieren zumindest mit einem Auge wach zu bleiben.

Schritt 5: Auf Rost, Risse und Beschädigungen überprüfen

Der Winter war hart und Salz und Split setzen der Technik ordentlich zu. Überprüfe deshalb Rahmen, Räder, Kupplung und Bezug auf Beschädigungen. Kontaktiere im Zweifelsfall lieber den Hersteller oder einen Fachhändler, wenn dir etwas komisch vorkommt.

Schritt 6: WICHTIG (!): Alle Schrauben, Bolzen, Sicherungen und Splinte checken

Schau dir jede Verbindungsstelle, alle Schrauben und Muttern, alles Bolzen und Splinte gründlich an. Wenn Du weißt was Du tust, löse die Schraubverbindungen, reinige die Schrauben und Muttern und schraube alles wieder mit ein paar Tropfen Schraubensicherung (mittelfest) zusammen. Wichtig: Ziehe die Schrauben dabei nicht zu fest. Der Hersteller wird dir wahrscheinlich die notwendigen Drehmomente mitteilen können. Sonst gilt: Handwarm (handfest) anziehen, denn nach fest kommt ab. Ziehst Du eine Schraube zu fest, kannst Du den Rahmen beschädigen oder die Schraube abreißen – beides solltest Du lieber vermeiden.

Wenn dein Anhänger mit Steckbolzen gesichert ist, überprüfe unbedingt, ob noch alle Sicherungssplinte vorhanden und an ihrem Platz sind.

Schritt 7: Laufräder und Reifen überprüfen

Wenn ihr mit eurem Anhänger im Schlepptau über Kopfsteinplaster, Bordsteine, Wurzeln und durch Schlaglöcher holpert, müssen die Reifen und Räder einiges wegstecken. Dass der Reifen dabei nicht besser wird, ist klar. Da die Anhänger üblicherweise nicht bremsen oder besonders gute Traktion brauchen, sollte das Profil zwar vorhanden sein, aber ganz so kritisch wie beim Fahrrad ist die Sache nicht.

Wenn die Reifen kein Profil mehr haben, beschädigt oder spröde sind, sollten sie jedoch unbedingt ausgetauscht werden. Dies ist eine gute Möglichkeit um über ein Upgrade auf Ballonreifen nachzudenken. Für wenig Geld gibt es hier ein paar Zentimeter extra gefederten Komfort für eure kleinen Mitreisenden und besseres Überrollverhalten bei kleinen Hindernissen. Das heißt der Anhänger rollt auch bei niedrigerem Reifendruck gut. Reifen o.k.? Prima, dann weiter zu den Laufrädern.

Auch die Felfgen und Speichen bekommen so manchen Schlag ab. Ein kleiner Achter im Rad ist kein Beinbruch, kann aber bei höheren Geschwindigkeiten zu unangenehmen Vibrationen bis hin zum Aufschaukeln führen. Lasst beim Rad zentrieren im Zweifel lieber den Profi oder ambitionierten Schrauberkumpel ran, hier kann man viel verschlimmbessern, wenn man an den falschen Speichen dreht.

Schritt 8: Kupplung und Fahrrad checken

Einige werden jetzt argumentieren: „Die Kupplung sollte man ohnehin vor jeder Fahrt kontrollieren und mein Fahrrad ist sowiso immer top in Schuss.“ – Prima! Dann seid ihr jetzt fertig und könnt losdüsen. Die Kupplung ist ein neuralgischer Punkt in eurem Gespann. Sie muss viel aushalten und überträgt Kräfte vom Fahrrad zum Anhönger und umgekehrt. Oft schleift sie am Boden oder dient als „Ständer“ für den Anhänger. Es lohnt sich also genau hinzuschauen. Ist die Kupplung verbogen? Dreckig? Passt sie noch einwandfrei an ihr Gegenstück am Fahrrad? Sollte die Kupplung etwas schwergängig sein, lohnt es sich manchmal etwas Wachs oder WD40 auf zubringen. Wichtig!: Aufpassen, dass ihr nichts auf die Bremsscheiben oder Felgen beim Fahrrad sprüht!

Als nächstes (oder erstes?) steht der Frühlingsputz und -check eurer Zugmaschine an. Das sprengt aber den Umfang dieses Artikels. Grundsätzlich gilt aber das gleiche wie beim Anhänger. Eines ist allerdings besonders wichtig, wenn ihr mit dem Anhänger unterwegs seid: Die Bremsen müssen einwandfrei funktionieren. Besonders, wenn ihr auch mal längere oder steilere Berge hinab fahrt lohnt es sich auch mal über ein Upgrade der Bremse nachzudenken. 20 Kilo Extra-Gewicht sind schnell erreicht und wollen gebremst werden.

Finaler Check: Gurte und Kopfstütze einstellen

„Sooo groß bist Du schon geworden!“ Auch wenn man der Verwunderung der Großeltern manchmal schwer folgen kann, weil man die Zwerge ja täglich begleitet ist eines klar: Kleiner werden sie erstmal nicht. Also lohnt es sich im Sinne von Komfort und Sicherheit regelmäßig die Gurteinstellung und die Position der Kopfstütze zu überprüfen. So lässt sich einiges an (berechtigter) Quengelei von Nachwuchs ersparen und den Zwergen die Reise so angenehm wie möglich machen.

Fertig? Fertig! LOS!

Nachdem euer Anhänger jetzt blitzt und blinkt und besser funktioniert als am Anfang ( 😉 ), der Nachwuchs entspannt im Sitz hängt und darauf wartet, dass es los geht, bleibt nur zu hoffen, dass ihr euren Wadeln auch eine Winterinspektion gegönnt habt und so topfit in die neue Saison starten könnt. Wenn nicht: Trotzdem viel Spaß.

Ride on.

Wenn euch der Artikel gefällt, ihr noch weitere Tipps habt oder einfach nur euer Gespann teilen möchtet: Wir freuen uns über Feedback in den Kommentaren.

3 Kommentare

Jeanine 8. April 2019 - 14:39

Wir radeln auch schon seit 2 Wochen mit dem Anhänger. Die Wadeln freuen sich bei 2 Kids drin 😀

Antworten
Lisa 22. April 2022 - 15:40

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass man Fahrradanhänger auch putzen und neu imprägnieren muss 🙈

Antworten
Tom 27. April 2022 - 21:54

😀 müssen musst du natürlich nicht, aber mit ein wenig Pflege hält das Gewebe wesentlich länger, die Räder laufen leichter und der Rahmen korrodiert weniger. 😉

Wichtig ist nur, den Anhänger und speziell die Kupplung regelmäßig auf Schäden und lockere Schrauben zu checken.

LG,
Tom

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