Die Insel ist eine der traumhaft schönen Kanarischen Inseln und nicht nur für Badeurlaub und Winterflucht beliebt, sondern bietet unzählige grandiose Wanderungen, Naturspektakel und auch eine stabile Windlage. Warum auch immer – diese Region wird hauptsächlich von Windsurfern geschätzt. Warum sich das Kitesurfen hier so wenig behauptet und wie die Spots sind, haben wir versucht vor Ort herauszufinden. Auf der Insel gibt es drei Spots die wir im Folgenden genauer beschreiben.
Kitesurfen und Windsurfen bei Pozo Izquierdo
In Pozo Izquierdo wird man bei der Einfahrt von meterhohen stilisierten Windsurf-Segeln empfangen. Der Passat feuert hier ordentlich ein und bietet das ganze Jahr relativ stabile Bedingungen. In Pozo Izquierdo derart gut und verlässlich, dass hier regelmäßig Worldcups im Windsurfen abgehalten werden. Auch die Infrastruktur vor Ort mit reichlich Surfshops und Materialverleih vom Truck am direkt am Wasser ist bemerkenswert. Als Windsurfer ist man hier bestens versorgt. Die Surfshops sind sehr nett, und beraten – auch Kitesurfer – detailliert über den Spot. Windsurfen kann man direkt vor dem Ort.
Beim Kitesurfen schaut es leider ein wenig anders aus. Das Revier vor Pozo Izquierdo ist gut von den Windsurfern besetzt, Kitensurfen ist hier aus Sicherheitsgründen verboten. Daher muss man als Kitesurfer weit an den südlichen Rand der Bucht ausweichen. Der Wind ist hier nicht weniger gut, aber der Einstieg über glitschige Steine nicht gerade einfach. Wegen ihres vulkanischen Ursprungs hat die Insel kaum natürliche Sandstrände zu bieten, auch hier gibt es nur faust- bis kopfgroße rundgeschliffene Steine. Der Spot hat leider auch sonst wenig zu bieten. Außer einem provisorischen Startplatz, den jemand (dankenswerterweise) aus Kunstrasen zusammengestückelt hat und einem sehr wilden Parkplatz gibt es vor Ort nichts. Ein bisschen Müll hier und da und die wie an einer Perlenkette aufgereihten Windkraftwerke lockern die Steinwüste hinter einer Industrieanlage ein wenig auf.
Für absolute Kitesurfing-Geeks auf Gran Canaria Urlaub ist der Spot wegen der Windsicherheit sicher trotzdem interessant. Für Windsurfer sowieso. Allerdings ist der Kitespot so kinderunfreundlich wie es eben geht. Kein Windschutz, überall Müll und keine Möglichkeit gemütlich rumzuhängen. Windsurfer sind hier mit der Nähe zum Ort etwas besser aufgestellt.
Kitesurfen und Windsurfen am Playa de Vargas
Etwa eine Viertelstunde nördlich mit dem Auto entfernt liegt der Playa de Vargas. Auch hier gibt es beste Infrastruktur für Windsurfer, wenn auch nicht ganz so wie in Pozo Izquierde. Ein Campingplatz der auf die Bedürfnisse der Wind-Wassersportler ausgelegt ist findet sich gleich ein paar Meter überhalb der wunderschönen aber rauen Bucht. Wir selbst waren nicht dort, die Bewertungen lassen aber erahnen, dass er sehr rudimentär ausgestattet und nicht wirklich familientauglich ist. Durch die begrenzende Langzunge am Südende hat sich unterhalb des Steinstrands im Bereich der Brandung ein Sandstrand gebildet. Ein Local erklärte mir Playa de Vargas sei wohl der beste Kitesurfing Spot auf Gran Canaria. Die Wellen sind auch bei stärkerem Wind nicht zu hoch und der Wind bläst fast immer side-onshore. durch die natürliche Begrenzung im Süden der Bucht ist es auch fast unmöglich aufs offene Meer abgetrieben zu werden, den dort hat man eben fast immer on-shore Wind. Die „Kitesurfing Area“ ist hier im unteren Ende der Bucht, einige hundert Meter Fußweg vom Parkplatz entfernt.
Wirkliche Infrastruktur am Strand ist auch hier leider nicht vorhanden. Toiletten oder Gastronomie sucht man vergebens. Am fußläufig erreichbaren Campingplatz gibt es aber ein Restaurant. Als Kindertauglich kann man den wohl besten Kitespot Gran Canarias leider auch nicht bezeichnen.
Kitesurfen und Windsurfen am Playa del Ingles
Der Playa del Ingles ist der touristischste der Spots auf Gran Canaria. Der weiße Sandstrand ist seit langem ein Pilgerziel für sonnenhungrige Pauschaltouristen aus ganz Europa. Durch die besonderen Klimatischen Bedingungen scheint hier quasi immer die Sonne. Da der Strand der einzige ist, der durchgehend sandigen Untergrund bietet, ist er auch natürlich auch fürs Kitesurfen interessant. Aufgrund seiner Beschaffenheit gilt er laut der in Maspalomas ansässigen Surf- und Kitesurfschule Prosurfer als der einzige „sichere“ und anfängertaugliche Spot der Insel. Allerdings sind die Wellen durch die exponierte Lage im Vergleich zu anderen Spots eher hoch und der Wind kommt hier – wohl wegen starker Thermik eher onshore. Die Kitearea wird am nördlichen Ende vom mit Sonnenschirmen und Liegestühlen ausgestatteten FKK Bereich mit Bar (Kiosk Beach No 8) begrenzt. Die Gastronomen hier mögen übrigens die Kitesurfer offenbar gar nicht und waren mir gegenüber sehr, sehr unfreundlich. Also zum Bier holen lieber ohne Neo und Kitebags auftauchen. Die FKK-Pauschaltouristen sind eben schon viel länger da und konsumieren wahrscheinlich auch viel besser ;).
Durch die touristische Erschließung der Bucht und des Strandes muss man am Playa del Inglesx beim Aufbauen, Starten und Landen ständig mit neugierigen und unbedarften Touristen rechnen, die im Gänsemarsch den Strand auf- und abgehen und die Kites mal interessiert, mal argwöhnisch, aber immer mit zu wenig Abstand beäugen. Bei böigem Wind für Einsteiger und Gelegenheitskiter nicht ganz ungefährlich, wenn beim Starten oder Landen mal was schiefgeht. Der Bereich ist zwar offenbar offiziell zum Kitensurfen freigegeben, allerdings nur mit einer CORE Flagge der Kiteschule markiert. Warnhinweise, die man an anderen Kitestränden findet sucht man hier vergeblich.
Zusätzlich wird der Wind zum südlichen Ende der Kitearea side-on- und schließlich offshore. Wenn man von dort abgetrieben wird, landet man auf dem offenen Atlantik. Höhe-Laufen und sicheres Fahren über Wellen ist also ein absolutes muss am Paya del Ingles. Abgesehen von der FKK-Bar und einem Müllcontainer gibt es auch hier keine Infrastruktur. Um zum Spot zu kommen geht man vom Parkplatz bei der Avenida de Allemania etwa 20 Minuten durch die Dünen bis zum Kitespot. Dabei wird man in der Mini-Sahara ordentlich sandgestrahlt und steht immer wieder mal vor einem tieferen Tal, sodass der Weg leicht auch 30 Minuten lang werden kann. Besonders bei stärkerem Wind gar nicht mal so angenehm.
Für Könner sicher nicht uninteressant, können wir den Spot für Gelegenheitskiter nicht empfehlen. Allerdings ist der Ort wegen der starken Thermik auch nicht wirklich windsicher. Wenn ihr unbedingt wollt, solltet ihr euch einen Kurs bei der örtlichen Kiteschule buchen. Beim Starten und Landen helfen die sehr netten Jungs aber auch so. Familien mit Kleinkindern finden zwar am angrenzenden Playa del Ingles und weiter nördlich in St. Augustin Infrastruktur vor, die auch für Reisende mit Kleinkindern angemessen sein sollten, allerdings sind diese zu Fuß etwa 20 Minuten entfernt. Abklatschen mit fliegendem Wechsel von Kitemama und Kitepapa sind daher quasi unmöglich.
Kiteurlaub auf Gran Canaria? Eher nicht. Aber…
Insgesamt bietet die Insel mehr geeignete Spots zum Kitesurfen als gedacht, allerdings sind die Bedingungen abgesehen vom Wind mehr als dürftig.Wer zum Windsurfen herkommt findet deutlich bessere bedingungen vor. Als explizit familientauglich würde ich aber auch hier keinen der Spots bezeichnen. Kitesurfern mit Kindern würden wir eigentlich ganz von Gran Canaria abraten, wenn die Insel nicht noch so viel mehr zu bieten hätte. Für uns keine Destination für den Kiteurlaub – aber zum Wandern und entdecken der vielfältigen Landschaft allemal eine Reise wert. Die Extrakosten fürs mitschleppen der Kiteausrüstung könnt ihr euch aber getrost sparen.
Hier geht’s weiter zu unserem Reisebericht und unseren Lieblingsorten auf Gran Canaria als Reisedestination abseits des Pauschaltourismus.
5 Kommentare
Moin,
vielen Dank für diesen informativen Artikel. Ich wollte schon selbst mal nachforschen, ob GC für uns geeignet ist, aber da unsere Mädels nun selbst aufs Wasser wollen, werden wir wohl so schnell nicht auf die Insel kommen.
Beste Grüße
Thore
Moin Thore,
Danke für deinen Kommentar. Nein, zum Kitesurfen ist’s gerade für Anfänger eher unlustig. Außerdem ist das Wasser mitten im Atlantik auch recht kalt 😉 Wir fanden Grado in Italien ja ganz nett. Ist ein riesen Flachwasserrevier. Und Baden kann man auch.
Liebe Grüße,
Thomas
Alles genau wie beschrieben. Ich kenne Gran Canaria seit 1996 vom Windsurfen. Bin seit 10 Jahren Kitesurfer und war Anfang Januar mal wieder da Aber aus den beschrieben Gründen mal ohne Material. In Playa Ingles waren an 2 Tagen auch ein paar Kiter draußen. Aufgrund der schwierigen Windbedingungen sind dann auch promt 2 Kiter am Leuchtturm von Mapalomas vorbeigekitet. Ab da hat man keine Chance mehr zurück zu kommen und es geht nur noch ab nach Teneriffa ! Glücklicherweise hat sie ein privates Boot ca. 500 m von Ufer entfernt eingesammelt !
Servus und danke für deinen Kommentar. Den Gedanken aufs offene Meer hinaus getrieben zu werden finde ich extrem gruselig. Besonders, wenn es keine wirkliche Rettungsinfrastruktur für Wassersportler gibt. Ich hätte jedenfalls keine Rettungsboote vor Ort gesehen, obwohl der Strand ja schon vom Roten Kreuz überwacht wird.
Immerhin sind es knappe 100km bis Teneriffa.
Spannender Beitrag, ich war bisher zweimal auf Gran Canaria, damals noch kinderlos 🙂 Surfen habe ich im Senegal gelernt, auch toll zum Windsurfen 🙂 LG Victoria